Die Bahn fährt ein und quietscht fürchterlich in den Ohren. Die vielen Menschen, das Drängeln, das Kommen und Gehen, die Lautsprecher-Durchsagen, das rege Treiben überall, dazu grelles Licht, verschiedene Gerüche – all das und noch viel mehr dringt ungefiltert in mich ein und regt die neuronalen Prozesse auf Hochtouren an.
Es macht mich nervös. Ich werde - auf gut österreichisch gesagt - "unrund". In der Bahn drinnen kommt der Geruch aus dem Jausensackerl von nebenan hinzu. Bei jedem Abbeißen von der bestimmt sehr guten Jause des Sitznachbarn knirscht und kracht es, ich nehme sogar das Schlucken meines Kompagnon wahr. In der Dienststelle endlich angekommen tippt der Kollege wild auf der Tastatur, viele rufen mehr oder weniger zeitgleich ein freundliches und absolut lieb gemeintes „Hi! Servus! Guten Morgen!“, die Chefin klappert kurz darauf mit ihren Absatzschuhen an der Tür draußen vorbei. In der Gemeinschaftsküche wird genussvoll an einer guten-Morgen-Tasse Tee oder Kaffee geschlürft, die Leute tauschen sich aus. Draußen höre ich gleichzeitig die von fern näher kommenden schrill klingenden Füllhörner von Blaulichtorganisationen. Kurz darauf poltern Feuerwehr, Rettung, Polizei - in für mich ohrenbetäubender Lautstärke - unten auf der Straße vorbei. Ein LKW donnert nach; dicht gefolgt von Autohupen und obendrein noch schimpfenden Menschen, weil einer dem anderen den Parkplatz gerade vor der Nase weggeschnappt hat.
Du fühlst gerade voll mit? Bist womöglich alleine aufgrund der Beschreibungen etwas unentspannter, hibbeliger, gereizter geworden? Vielleicht sogar leicht schwitzend, mit erhöhtem Herzschlag?
WILLKOMMEN in der Welt der Vielwahrnehmenden!
Was für den - laut aktuellem Forschungsstand - weit überwiegenden Teil der Menschen gerade mal als Hintergrundrauschen wahrgenommen wird, wenn überhaupt, bedeutet für hoch- bzw. neurosensitiv Wahrnehmende, im allgemeinen Sprachgebrauch auch Hochsensitive, Hochsensible genannt, Reizüberflutung in Reinkultur.
Warum? Weil das Gehirn von Vielwahrnehmenden besonders breit geschichtete Wahrnehmungsfähigkeiten mit erhöhter Verarbeitung von Reizen, die so gut wie ungefiltert in das Gehirn, unser aller neuronales System eindringen, aufweist. Heutzutage kann das sogar schon mittels professioneller Hirnscans gemessen und angezeigt werden. Aber dazu ein anderes Mal mehr.
Wie gesagt arbeitet bzw. verarbeitet das Gehirn eines hoch Neurosensitiven Reize intensiver. Vielwahrnehmende Menschen nehmen deshalb alles weitgehend ungefiltert und sehr direkt wahr. All die eingangs beispielhaft beschriebenen Reize kommen direkt ohne Filter, ohne Schranken an.
Und, jaa, das ist echt anstrengend!
Menschen mit erhöhter Wahrnehmungsfähigkeit werden durch jedes Gespräch im Raum, durch jedes Telefonklingeln – auch denen aus den Nebenbereichen natürlich -, durch jeden Hereinkommenden oder am Gang draußen Vorbeigehenden unterbrochen. Das ist natürlich nicht nur sehr, sehr anstrengend für den vielwahrnehmenden Menschen an sich, da sein Gehirn eben permanent auf Hochtouren läuft. Sondern kann auch, wenn kaum bzw. kein Verständnis über derartige Gehirnfunktionalitäten im Umfeld dazu vorhanden ist, zu Unverständnis und in Folge völlig ungerechtfertigten Anschuldigen oder gar Abwertungen führen.
„Das ist doch ganz normal“, „Was du schon wieder hast“,
„Wo liegt dein Problem“, "Geh bitte, stell dich nicht so an wegen a bisserl Lärm" – diese und viele weitere Aussagen hat vermutlich jeder Vielwahrnehmende schon mal gehört. Mal abgesehen davon, dass sich wertschätzendes Verhalten gänzlich anders anhört, ist es für Vielwahrnehmende mit ihrer ganz automatisch funktionierenden erhöhten Reizverarbeitung im Gehirn ein weiterer Schlag ins Gesicht.
Ich sage es ganz klar: Menschen, die von Haus mit einer erhöhten Wahrnehmung bestückt sind und dadurch alles im Umfeld ganz automatisch - auch Energien im Raum - mitbekommen, nehmen rein aufgrund der erhöhten Reizverarbeitung alles ohne schützende Schranken im Gehirn auf und können sich in einem bestimmten Stadium nicht mal eben rasch einfach davon abgrenzen.
Das ist kein Spleen. Das sind keine Macken, auch keine Marotten oder Spompanadeln oder wie auch immer das sonst noch teilweise bezeichnet werden mag. Es ist schlicht lebendige Natur und in der Welt der Vielwahrnehmenden ganz normales biologisches, menschliches Sein.
Was also tun?
Am Wichtigsten ist, die Gefühle eines Vielwahrnehmenden ernst zu nehmen. Neurosensitive hören, sehen, riechen, schmecken, fühlen einfach anders und ganz besonders intensiv. Dafür verantwortlich ist die höhere Verarbeitung von Reizen im Gehirn. Eindrücke von außen werden ungefiltert aufgenommen und im Hirn direkt ohne Schutzschranke weitergegeben. Ein Ausblenden oder Abschalten ist für vielwahrnehmende Neurosensitive aus ganz natürlichen, neuronalen Prozessen im Gehirn nicht einfach so möglich, sodass Reizüberflutung oft die Folge ist.
Mit meinen Informationen möchte ich dazu beitragen, dass dieser hochaktuellen Thematik mit Auswirkungen in alle Lebensbereiche genau der Stellenwert zugeordnet wird, den es verdient. Denn das hilft uns allen – sowohl den vielwahrnehmenden, hoch neurosensitiven Menschen persönlich als auch den Unternehmen, in denen wir arbeiten und natürlich auch den Führungskräften, die mit dementsprechendem Know-How für einen situativ-angepassten Führungsstil sorgen können.
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